Elena Rose|23. März 2021|7 Minutes

Viele Unternehmen leiden nicht nur unter dem Fachkräftemangel, sondern auch an einem Diversitätsmangel. Doch immer noch werden Stellenanzeigen häufig so formuliert, dass Kandidaten:innen mit diversem Hintergrund abgeschreckt werden. Die Macht der Sprache wird oft unterschätzt: Texte werden im Zusammenhang interpretiert. Wir alle tragen bestimmte Sozialisierungen in uns und verstehen Worte nach Mustern, die wir uns eingeprägt haben.

Die Macht der Sprache & wie sie uns beinflusst

Um Ihnen zu veranschaulichen, wie Sprache wirkt, folgt zunächst ein Rätsel. Lesen Sie sich den Text aufmerksam durch und beantworten Sie für sich die gestellte Frage.

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Was passiert in diesem Beispiel? Unsere unbewusste Voreingenommenheit beschreibt uns ein Bild vor dem inneren Auge, auf dem der „Spezialist“ als Mann dargestellt ist. Es dauert eine Weile, bis sich der bewusste Teil des Gehirns einschaltet: Na klar, es ist die Mutter!

Die Verwendung von solchen Wörtern, die unbewusste Stereotype in uns hervorrufen, wird “Gendered Wording” genannt. Diese Formulierungen appellieren an Eigenschaften, die typischerweise Frauen oder Männern zugesprochen werden. So gilt das Wort “mitfühlend” als weibliches Attribut – Das Wort “Leader” erzeugt eher ein männliches Bild. Aber auch Wörter wie “ehrgeizig” und “jung und dynamisch” werden von Personen, je nach Geschlecht, Herkunft oder Alter verschieden aufgefasst.

Maskulin thematisierte Wörter sind in allen Branchen weit verbreitet

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Diese unbewusste Wahrnehmung lässt sich auch beim Thema Stellenanzeigen erkennen. Eine Groß angelegte Studie in den USA und Deutschland zeigte, dass die traditionelle Ansprache häufig dazu führte, dass die Anzeige für Personen mit diversem Hintergrund abschreckend und weniger attraktiv wirkte.

Jedoch stellte sich auch heraus, dass der Großteil der Stellenanzeigen heute immer noch im traditionellen Stil geschrieben wird. 70 Prozent der Anzeigen verwenden die maskuline Formulierung. In den MINT Berufen (Mathematik, Ingenieurwesen, Naturwissenschaften und Technik) sind es sogar 92 Prozent. Dies hat zur Folge,  dass die Wahrscheinlichkeit von weiblichen bzw. diversen Bewerbungen eher gering ausfällt.

Stellenausschreibungen mit geschlechtsneutralen Formulierungen erhalten 42% mehr Bewerbungen

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Wer solche Begriffe weg lässt, erhält auch mehr Bewerbungen. Die Studie belegt, dass Anzeigen mit neutralen Formulierungen 42 Prozent mehr Bewerber:innen-Rücklauf erhalten. Stellenanzeigen sollten also unbedingt inklusiv geschrieben sein.

Inklusive Sprache – was bedeutet das?

Inklusive Sprache unterlässt alle Bezeichnungen, die auf nicht dominante Gruppen abschreckend wirken. Sie bezieht alle Geschlechter mit ein. Doch inklusives Schreiben fängt erst bei gender-neutralen Formulierungen an. Gemeint sind alle Begrifflichkeiten, Kombinationen, Bausteine und die Tonalität eines Textes. Alle Menschen, egal welcher Herkunft, Hautfarbe, Alter oder sexueller Ausrichtung sollen sich angesprochen fühlen. Inklusive Sprache sorgt dafür, dass beim Lesen nicht nur ein bestimmtes Bild entsteht, sondern alle mit einbezogen sind und schafft somit Zugehörigkeit.

Stellenanzeigen inklusiv formulieren – 4 Faktoren auf die es ankommt

Es ist nicht leicht, sich inklusive Sprache anzueignen, denn seit der Kindheit wird der Gebrauch von Wörtern erlernt und von der Umwelt geprägt. Wenn Sie Ihr Team jedoch diverser gestalten wollen, halten Sie sich vor Augen, welchen Einfluss die Sprache auf die Wahrnehmung der Stelle haben kann. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie in Zukunft mit Ihrer Ausschreibung die gewünschten Personen ansprechen und nicht mehr abschreckend wirken.

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Stellenanzeige richtig strukturieren

Ausschlaggebend ist zum einen, wie die Stellenanzeige strukturiert ist und welche Wort Kombinationen gewählt werden. Möchten Sie für Ihre Stelle eher weibliches Personal, so ziehen Sie es in Betracht, die weibliche Bezeichnung schon im Titel voranzustellen (z.B.: Verkäuferin*Verkäufer). Da wir von links nach rechts lesen, wird zunächst das Bild einer weiblichen Person im Kopf entstehen.

Linguistik passend einsetzen

Wenn Sie zum Beispiel junges Personal begeistern wollen, oder Menschen mit Migrationshintergrund für Ihr Team gewinnen-, dann sollten Sie zum Beispiel von Ihrer Unternehmenskultur und dem Team erzählen.

Anforderungen richtig formulieren

Die Anforderungen stellen einen zentralen Faktor dar, der zur Abschreckung führen kann. Jeder Aufzählungspunkt mehr sorgt dafür, dass vor allem Frauen und ältere Generationen sich nicht bewerben. Frauen sind mit Werten wie “Sorgfalt”, “Ehrlichkeit”, und “Achtsamkeit” sozialisiert und empfinden es meist sogar als Lüge, wenn sie sich auf eine Stelle bewerben, bei der sie nicht alle Anforderungen erfüllen.

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Weibliche Kandidatinnen entscheiden sich im Durchschnitt erst für eine Bewerbung, wenn mit ihren Fähigkeiten 90 Prozent des Profils abgedeckt sind. Männer hingegen schon bei 40 Prozent. Wenn sie Ihre Anzeige nicht inklusiv schreiben erhalten Sie also zum einen weniger weibliche Bewerberinnen und zusätzlich auch noch weniger qualifizierte.

Zählen Sie also am besten nur die essentiellen Qualifikationen auf (maximal 5) und gehen Sie eher auf die Motivation der Bewerbenden ein. Verdeutlichen Sie, dass Sie nach Personen suchen, die dazulernen möchten. Wenn Sie z.B. eine Mindestanzahl an Berufserfahrung darlegen, so verschrecken Sie Kandidaten:innen, die wohlmöglich bestens geeignet wären.

Stellenanzeige auf den passenden Kanälen publizieren

Auch wo die Stelle publiziert wird hat Einfluss auf Diversität. Aus vielen Studien geht hervor, dass die meisten Unternehmen ein ziemlich gefärbtes Netzwerk haben. Es wird meist nur die dominante Gruppe des Unternehmens repräsentiert, in den gleichen Gruppen rekrutiert und immer wieder ein ähnliches Bewerberprofil eingestellt. Auch Headhunter haben meist kein diverses Netzwerk.

Überlassen Sie uns die Arbeit

Die Job-Union ist eine renommierte Agentur für Personalmarketing, die sich auf Stellenanzeigen spezialisiert hat. Wir verschaffen unseren Kunden einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten der Personalsuche und finden für jeden Bedarf die passgenauen Lösungen. Ob klassische Jobportale, Social Media Kampagnen, Google Anzeigen & vieles mehr – die Job-Union bietet alles aus einer Hand.

  • Im Gespräch erörtern wir Ihre Herausforderungen
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